Nachhaltigkeit: Lernen Sie vom Alpenampfer

6 Erfolgsprinzipien für Menschen, die in Leben und Beruf etwas bewegen wollen (Teil 19)

 

Nachhaltigkeit setzt die Haltung voraus, lebenslang lernen zu wollen. Vom Wissen zum Tun.

Hintergrund dieser Artikelserie

Bereits 1989 veröffentlichte der Bestseller-Autor und Managementberater Stephen R. Covey sein Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“, das mich und meine Arbeit sehr geprägt hat. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass Effektivität nicht alles ist. In dieser Artikelserie stelle ich deshalb meine Alternative vor: Die 6 Erfolgsprinzipien für Menschen, die in Leben und Beruf etwas bewegen und dabei andere mitnehmen wollen. Für Männer und Frauen, die in Verantwortung stehen – als Führungskraft oder Unternehmer, als engagierte Ehrenamtliche in einem Verein, als Eltern im Familienalltag, als Menschen, die die Gesellschaft positiv beeinflussen wollen.

„Empowerment fürs ganze Leben“ ist ein Trainingsprogramm, das ans Eingemachte geht: Sie werden ganz praktisch lernen und einüben, wie die 6 Erfolgsprinzipien – ich nennen sie hier Lebensprinzipien – Ihr Denken, Ihre innere Haltung und Ihr Handeln bestimmen können. Und dann, wie Sie andere damit „empowern“, befähigen, bevollmächtigen können.

Um von diesen Artikeln optimal zu profitieren, empfiehlt sich die (kostenlose) Durchführung des Lebens-Tests unter www.life.empowerment.zone. Damit erhalten Sie einen Überblick, wie gut Sie die sechs Wachstumskräfte bereits zu einem Teil Ihres Lebens gemacht haben.

Ihr Nutzen:

In einem Bild ausgedrückt: Ihr Leben wird Frucht bringen. Beruflich wie privat. Sie selbst werden Erfüllung und Wirksamkeit in Leben und Beruf erfahren (ohne sich aufzureiben), mit Ihren Zielen vorankommen, etwas bewegen und im Leben anderen Menschen Spuren hinterlassen.

Artikelübersicht:

Hier finden Sie eine Übersicht über alle Artikel dieser Serie.

Nachhaltigkeit stellt sicher, dass wir auch langfristig immer wieder – unser ganzes Leben lang – Frucht bringen. Und dass sich diese Frucht in anderen Menschen fortsetzt. Das aber setzt voraus, dass wir ausreichend Ressourcen haben und unsere Ressourcen auf eine bestimmte Art und Weise nutzen. Nachhaltigkeit macht aus einmaliger Multiplikation eine Serie von Frucht bringenden Multiplikationen und geht gleichzeitig schonend und effektiv mit den vorhandenen Ressourcen um. Unser Vorbild für einen nachhaltigen Lebensstil ist der Alpenampfer.

„Nachhaltigkeit“ ist heute ein Modewort geworden. Dabei ist es schon über 300 Jahre alt. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz verwendete den Begriff erstmalig 1713 in seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“, um auf die Wichtigkeit einer nachhaltigen Forstwirtschaft hinzuweisen, die aufgrund des damaligen Silberbergbaus mit seinen holzfressenden Schmelzöfen bedroht war. „Nachhaltigkeit“ nenne ich auch das „Prinzip der nächsten Generation“. Denn das ist der Kerngedanke dieses Lebensprinzips: so zu handeln, dass die nächste Generation eine Zukunft hat. Die Symbol-Pflanze für diesen Bereich ist der Alpenampfer (Rumex alpinus). Von ihr können wir lernen, was es bedeutet, sich um die nächste Generation zu kümmern.

Das Besondere am Alpenampfer ist seine Vorliebe für äußerst stickstoffhaltige Böden. Da, wo anderen Pflanzen die Stickstoffkonzentration im Erdreich viel zu hoch ist, fühlt sich der Alpenampfer erst richtig wohl. Für ihn ist Stickstoff ein „Turbo-Dünger“, der ihn optimal wachsen und gedeihen lässt.

Wie ich selbst schon beim Bergwandern in den Alpen in Kärnten/Österreich feststellen konnte, besiedelt der Alpenampfer oft große Flächen, die offensichtlich stark stickstoffhaltig sind. Doch woher kommt all der Stickstoff im Boden? Des Rätsels Lösung sind Kuhweiden: Überall dort, wo die Bergbauern im Sommer ihre Kühe grasen lassen, führen die Kuhfladen zu einer hohen Stickstoffkonzentration. Stellenweise sind die Almen flächendeckend mit Kuhfladen übersät, so dass sich andere Blumen und Kräuter dort bald nicht mehr wohlfühlen.

Noch etwas unterscheidet den Alpenampfer von anderen Pflanzen – und das ist der entscheidende Punkt: Er gibt den Stickstoff, den er sich aus dem Boden geholt hat, nicht an die Luft ab (wie das die meisten Pflanzen machen). Vielmehr gibt er ihn wieder an den Boden zurück. Damit düngt er den Boden für die nächste Generation; er sorgt vor, indem er das, was er empfangen hat, weitergibt. Dieser beeindruckenden Fähigkeit verdankt es der Alpenampfer, dass sich ein ganzer Naturlehrpfad im Nationalpark Nockberge in Kärnten mit ihm beschäftigt.

 

Lebenslang lernen

„Nachhaltigkeit“ beginnt aber nicht mit dem Weitergeben. Wer etwas weitergeben will, muss erst einmal etwas zum Weitergeben haben. Die Grundlage von Nachhaltigkeit ist deshalb die Haltung, lebenslang lernen zu wollen. Das aber ist gar nicht so einfach, weil uns durch die Schule die Lust am Lernen oft gründlich verdorben wurde.

„Was für ein trauriger Gegensatz zwischen der strahlenden Intelligenz eines Kindes und der dürftigen Mentalität des durchschnittlichen Erwachsenen“, sagt Siegmund Freud. Vergleichen wir einmal: Kinder müssen alles erst erlernen, sie wissen zunächst einmal nichts. Aber sie sind wissbegierig. Noch bevor ein Kind laufen kann, beginnt es, seine Umgebung neugierig zu erforschen. Tastend und krabbelnd nimmt es all die Eindrücke auf, die auf es einstürmen. Alles wird erst einmal in den Mund gesteckt und erschmeckt. Ausprobieren heißt die Strategie, um immer mehr zu erfahren und zu lernen.

Erwachsene wissen alles (denken sie), schließlich haben wir hier in Deutschland eines der längsten Ausbildungssysteme der Welt durchlaufen. Wenn uns jemand belehren will, reagieren wir oft mit einem: „Das weiß ich doch längst.“ Wenn jemand einen Veränderungsvorschlag macht, dann sagen wir: „Das ist doch nichts Neues.“ Und wenn wir wirklich einmal in Verlegenheit kommen sollten, dann hilft immer noch der Ruf nach dem Experten. Der muss es schließlich wissen.

Im Rahmen meiner Arbeit begegnete mir eine Kirchengemeinde, die vor einigen Jahren ihre Seelsorgearbeit „professionalisiert“ hatte. Vorher waren ehrenamtliche Mitarbeiter Seelsorger, das Team wurde von einem Laien geleitet. Nun wurde hauptamtlich ein Psychologe für diese Arbeit eingestellt, um sie „auf eine solide Basis“ zu stellen. Mir bot sich folgendes Bild: Der Psychologe hatte aus Angst vor der „Unprofessionalität“ seiner Mitarbeiter alle seelsorgerlichen Gespräche selbst übernommen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter wurden nur noch einmal im Monat zu einem „Ausbildungstreffen“ mit dem „Experten“ eingeladen. Nach 5 Jahren war die Warteliste der Seelsorgesuchenden ellenlang, die wenigen noch verbliebenen Mitarbeiter demotiviert und weitere Seelsorger nicht in Sicht. Als der Psychologe aus familiären Gründen die Leitung des Teams abgeben musste und ein neuer Leiter den Teammitgliedern vorschlug, die Warteliste unter allen aufzuteilen, musste er hören: „Wir sind doch keine Experten. Das können wir nicht.“ Der Experte hatte sie entmündigt. Fähige Mitarbeiter waren zu „Laien“ degradiert worden und hatten ihr Selbstbild entsprechend negativ angepasst.

Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr wissen als tun. „We are taught beyond our obedience“, erklärte mir einmal eine amerikanische Führungskraft: Wir haben noch längst nicht alles umgesetzt, was uns beigebracht wurde. Weshalb also noch mehr lernen? Könnte es nicht sein, dass hinter den ganzen „Wissen statt Tun“ eine Einstellung steckt, die uns das Leben ganz schön schwermacht? Hätten wir es nicht viel leichter, wenn wir wieder mehr wie Kinder würden?

 

Zum Weiterdenken

  • Wozu tendieren Sie persönlich: zum Theoretisieren oder zum Tun?
  • Was haben Sie in der vergangenen Woche neu gelernt? Und in der Woche zuvor? (Und zwar nicht nur mit dem Kopf!)
  • Gibt es in Ihrem Umfeld (Arbeitsplatz, Verein, Ehrenamt) Bereiche, wo Experten in der Gefahr sind, andere Mitarbeiter zu entmündigen?

 

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CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

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