Wie findet man seinen Lebenstraum?
Ein Gastbeitrag von Kerstin Hack
Ein bisschen verrückt war es schon, mir ohne handwerkliche Kenntnisse und entsprechendes Budget ein altes DDR Marineschiff zu kaufen. Fünf harte Jahre Blut, Schweiß und Tränen und rund 100.000 Stunden Arbeit später ist der Traum wahr geworden.
Jetzt ist der ehemals rostige Kahn es ein Traumschiff in Berlin, auf dem ich lebe und Menschen willkommen heiße. Häufig kommen Coaching-Gäste, die sich sortieren wollen oder müssen. Entweder weil sie eine Krise erlebt haben oder auch ohne Krise einfach nicht wissen wie es weitergeht.
Sie können 1 bis 21 Tage mit an Bord leben, aufs Wasser starren und den Kopf klar kriegen. Darüber hinaus können sie auf Wunsch auch professionelles Coaching von mir erhalten. Teams, Startups und andere kreative Menschen können den Seminarraum an Bord für Meetings nutzen.
Es ist ein wahrgewordener Traum. Beides. Das Leben auf dem Schiff und das Coachen von Menschen, die neue Perspektiven suchen.
Seitdem ich meinen Traum verwirklicht habe, gelte ich plötzlich als Expertin für Lebensträume. Viele Menschen spüren, dass in ihnen noch ein Traum schlummert, der auf Verwirklichung wartet. Ein Traum dessen, was man ist und tun könnte. Deshalb werde ich oft gefragt: Wie findet und lebt man seinen Lebenstraum?
Der eine Teil der Fragesteller ist ratlos – sie wissen gar nicht, wo von sie träumen. Die anderen sind mutlos: Sie haben einen Traum, aber wagen es nicht, ihn umzusetzen und konkrete Schritte zu gehen. Dabei ist beides gar nicht so schwer.
Drei Schritte zum Finden des Lebenstraumes
1. Erinnerung an die Kindheit
Ein echter Traum hat etwas damit zu tun, wer man im tiefsten Inneren ist. Klar kann man auch von der dicken Villa und dem Nummernkonto in der Schweiz träumen, doch das berührt selten die tiefsten Schichten der Seele. Echte Lebensträume haben immer etwas mit der Verwirklichung dessen zu tun, was im eigenen Wesen angelegt ist.
Nicht immer, aber oft findet man in der Erinnerung an das, was man in der Kindheit und Jugend gern gemacht, Schlüssel für das, was auf Erfüllung wartet. Ich wählte nur ein einziges Jahr die Prinzessinenrolle zu Fasching, dann habe mich lieber als Piratin verkleidet.
In den Urlauben am Meer musste mich meine Familie mit schon blauen Lippen aus dem Wasser ziehen – ich war in meinem Element. Und als Teenager hatte ich den Spitznamen „Das Huhn!“, weil ich gern die jüngeren Schüler unter meine Fittiche nahm.
Die Erinnerung an die Kindheit kann Hinweise darauf geben, welcher Traum noch gelebt werden will.
- Was hast du als Kind gern gemacht?
- Welche Rollen hast du als Kind gespielt (zum Karneval oder anderen Zeiten)?
- Wobei warst du als Kind so in deinem Element, dass du die Zeit vergessen hast?
2. Achtsames Beobachten der Gegenwart
Wenn ich coache bin ich innerlich lebendiger als wenn ich Buchführung mache. Das Autorentrio Dennis, Matt und Sheila Lynn empfehlen in ihrem Buch Sleeping with Bread – angelehnt an die Exerzitien von Ignatius – sich jeden Abend zu fragen
- Bei welchen Aktivitäten war ich heute am wenigsten lebendig?
- Bei welchen Aktivitäten war ich heute besonders lebendig?
Wer dem regelmäßig nachspürt, entdeckt dabei womöglich Talente, die ausgebaut werden wollen, oder Optionen, die ausgeschöpft werden wollen. Die Linns merkten bei ihrer Abendrunde, dass sie häufig besonders lebendig waren, wenn sie Workshops in spanischsprachigen Ländern gaben. Also bauten sie das aus.
3. Achtsames hinhören auf das Innere
Die meisten Träume versuchen sich bemerkbar zu machen. Wir verbringen etwa ein Drittel unserer wachen Zeit mit dem inneren Gestalten von Vorstellungen – oder anders formuliert: Mit Tagträumen.
In dem bunten Potpourri der Gedanken sind gelegentlich auch Racheszenarien enthalten – etwa wie man sich bei der Chefin für ungerechte Behandlung revanchiert. Oder auch die Vorstellung, wie man eine Situation, die unglücklich gelaufen ist, anderes hätte bewältigen können.
Neben diesen Bewältigungsträumen melden sich bei den Tagträumen häufig auch Zukunftswünsche zu Wort. Wenn ich nichts anderes zu tun habe, träume ich davon, wie ich das Schiff noch schöner machen kann oder wie ich Projekte initiiere, die das Frauen stärken oder das Überleben von Menschen sichern. Da schlummern Träume. Und sie melden sich.
Frage dich:
- Worüber denke ich nach, wenn ich über nichts Bestimmtes nachdenke?
- Was habe ich eigentlich schon immer gewollt?
- Welche Tagträume tauchen immer wieder auf.
Wer mit Hilfe dieser Impulse klarer erkennt: Das ist mein Traum. Das entspricht mir. Das will noch gelebt werden, braucht es dann nur noch umzusetzen.
Darüber geht es in Teil 2 dieses Beitrags.
Wenn du wissen möchtest, wie ich meinem Traum auf die Spur kam, empfehle ich dir mein Buch „Leinen los. Wie ich mitten in Berlin ein Hausboot baute, um meinen Traum zu leben“.