Führung 4.0 beginnt bei der Selbstführung. Wie beim Blick auf die Mitarbeiter gilt für die Führungskraft auch beim Blick auf die eigene Person, auf die Ressourcen und Potenziale zu schauen und nicht nur auf die Defizite. Wir kann ich auf das, was schon gut läuft, aufbauen und von da aus einen Schritt weitergehen?
Neben Selbstorganisation, Disziplin, Weiterbildung, Work-Life-Balance ist auch ein wichtiger Wert der Selbstführung, sich bewusst Zeit für Selbstreflexion zu nehmen. Gerade weil sich mein Umfeld immer wieder verändert, muss ich innehalten und bewusst wahrnehmen, was da genau alles in Bewegung ist. Ich schlage vor, dafür monatlich einen Tag einzuplanen, der frei von Terminen ist, einen sogenannten Strategietag. Dieser Tag ist dazu da, Geschwindigkeit aus dem Leben zu nehmen, zur Ruhe zu kommen und Raum für die Themen zu haben, die reflektiert werden müssen. Das kann auch ein nichtberufliches Thema wie etwa die Familie sein. Es kann bedeuten, ein Buch zu lesen, für das sonst keine Zeit ist. Oder es kann bedeuten, die neue Marketingstrategie zu entwickeln. Es geht darum, den Blick zu schärfen für Dinge, die man sonst nicht wahrnimmt oder die der Alltagsgeschwindigkeit zum Opfer fallen.
Gerade in einer Zeit, in der man „always on“ und mit Smartphone immer und überall erreichbar ist, in einer Zeit, in der auch die geschäftlichen Mails Tag und Nacht ankommen, heißt Selbstführung, sich selber Grenzen zu setzen. Das ist eine sehr wichtige Kompetenz. Die Technik ist immer online, die anderen Menschen sind zeitversetzt auch immer online. Ich arbeite in einem internationalen Team mit Mitgliedern in vielen Ländern. Da ist immer jemand wach. Deshalb muss ich mir selber Grenzen setzen können und mir sagen: Um diese Uhrzeit ist Schluss, da wird alles technische Gerät ausgeschaltet oder weggelegt oder zumindest die Benachrichtigungen werden ausgeschaltet. Ich muss auch abgrenzen können zwischen Beruf und Privat. Ich brauche auch meine geschützten Räume.
Auch Coaching hilft beim Reflektieren. In meiner Praxis als Coach erlebe ich tatsächlich häufig, dass Menschen zu mir einfach kommen, damit sie mal 90 Minuten am Stück in Ruhe nachdenken können. Wir machen dann im Coaching manchmal nichts anderes, was die Coachees nicht auch selbst zuhause auf dem Sofa machen könnten. Aber sie kriegen es alleine nicht hin, sich in ihrem Alltag abzugrenzen und sich diese Zeit zum Reflektieren zu nehmen. Diese Fähigkeit aber ist unheimlich wichtig, weil sie innere Freiheit statt Selbstversklavung entstehen lässt. Die Sklaverei ist zwar abgeschafft, aber wir sind Meister darin, uns selbst zu versklaven oder uns von unseren technischen Geräten versklaven zu lassen. Dabei ist es relativ leicht, diesen Zustand zu beenden, denn es ist fast überall ein Ausschaltknopf dran. Und trotzdem ist es heutzutage eine überlebensnotwendige Fähigkeit, diese Grenze ziehen zu können.
Eine gute Selbstführung in diesen Punkten ist essentiell, wenn Sie Ihre Mitarbeiter gut führen wollen.