Wenn wir Kinder fragen, was sie später werden möchten, nennen sie als ihre Traumberufe oft Astronaut, Lehrerin oder Pilot. Ich selbst wollte immer Tierarzt werden. Doch es kam anders: Heute sage ich mit einem Augenzwinkern, dass ich mich auf Menschen spezialisiert habe, denn ich arbeite als Coach. In diesem Jahr feiere ich mein 30-jähriges Jubiläum – und nehme Sie mit auf eine Reise durch mein Leben.
„Coach“ ist vor allem im Sport eine gängige Bezeichnung für Trainer, Fitnessberater oder Übungsleiter. In seiner eigentlichen Bedeutung gibt es aber nur wenige Menschen, die im Hauptberuf Coach sind. Ich darf mich dazu zählen – und bin sehr stolz darauf.
Seit 30 Jahren als Coach aktiv
Seit nunmehr 30 Jahren bin ich als Coach aktiv (Timeline: 30 Jahre Coaching), mein Unternehmen nenne ich empowerment.zone. „Empowerment“ ist ein psychologischer Fachbegriff, der im Kern bedeutet: Menschen so fördern, dass sie ihre Kompetenzen sehen und nutzen, ihr Tun als sinnvoll erleben und selbstbestimmt handeln können. Genau das ist mein Herzensanliegen. Gleichzeitig leite ich die Würzburger Akademie für Empowerment-Coaching, unter deren Dach ich Coaches ausbilde, weil ich meine Erfahrung an möglichst viele Menschen weitergeben möchte.
Wie das alles angefangen hat? Mit einem Praktikum in Wiesbaden: 1992 übersetzte ich dort für einen Fachverlag noch während meines Psychologiestudiums ein Werk des erfolgreichen US-Coaches Dr. Robert A. Logan und fing sofort Feuer für die Idee des Coachings. Gleich nach dem Praktikum begann ich, ehrenamtlich zu coachen, und war begeistert: Es funktionierte! Rund zwei Jahre später machte ich mich dann als einer der allerersten in Deutschland als Coach selbstständig.
Der Sachbearbeiter im Finanzamt wollte allerdings die Bezeichnung Coach für meine Selbstständigkeit nicht anerkennen, weil es so etwas hierzulande noch nicht gab. Er meinte, dass man sich seinen Beruf nicht einfach selbst erfinden könne. Daraufhin haben wir uns auf den Terminus „Coach/Berater“ geeinigt. Gearbeitet habe ich aber schon damals als Coach und eben nicht als klassischer Berater.
Woher der Coach seinen Namen hat
Das Wort Coach geht auf die ungarische Stadt Kocs zurück, in der im Mittelalter besonders bequeme und gefederte Kutschen (englisch „coach“) hergestellt wurden. Diese Art von Kutsche war nach der Römerzeit in Vergessenheit geraten – und wurden im 15. Jahrhundert eben in jenem Kocs – heute ein kleiner Ort mit 2.600 Einwohnern im Norden Ungarns – neu erfunden. Seinerzeit war es wichtig, seinen Passagier in einer Kutsche möglichst komfortabel vom Punkt A nach B zu bringen. Genau das habe ich im übertragenen Sinne auch immer als meine Aufgabe angesehen: Menschen zu helfen, ihre Ziele sicher und gut zu erreichen.
Für dieses Vorhaben habe ich mich von Beginn an stark an der Schule Logans orientiert – sowohl bei ihm in den USA volontiert als auch Logan für Coaching-Seminare zu uns nach Deutschland eingeladen. Bob war von seinem ganzen Auftreten her nie Geschäftsmann oder Speaker. Angetrieben hat ihn immer sein geradezu missionarischer Eifer fürs Coaching. Das und seine sympathische Aura haben mich sehr geprägt – genau wie seine Haltung, sich in andere Menschen zu investieren und sie zu empowern.
Das Besondere an meiner Berufung
Vielleicht fragt sich jetzt mancher, was das Besondere an meinem Beruf, ja meiner Berufung ist? Eigentlich ist das ganz einfach. Von einem Berater unterscheidet sich der Coach vor allem dadurch ab, dass er keine Antworten gibt. Von einem Trainer, weil er individuelle Veränderungsprozesse mit seinen Kunden gestaltet. Und ein Mentor gibt mehr von seiner eigenen Lebenserfahrung an seinen Mentee weiter. Im Unterschied dazu befähigen Coaches Menschen, selbst Lösungen für ihre Themen zu finden.
Meine Vision ist es in diesem Sinne auch, jeden Coachee entscheidend weiterzuentwickeln und zu empowern, indem ich auf systematische Art Fragen stelle und mit ihm oder ihr gemeinsam an Zielen arbeite. Wenn man spürbar dem Horizont entgegenläuft, steigt die Motivation bei allen Beteiligten weiter an. Wenn ein Projektleiter wieder ohne Zittern und Schweißausbrüche vor seinem Team präsentieren kann; wenn der CEO eines IT-Unternehmens wieder Familie und Beruf unter einen Hut bekommt; wenn die Bereichsleiterin einer großen Versicherung ihr Rolle bewusst gestalten kann, dann sind das auch für mich selbst nach 30 Jahren die ganz besonderen Momente des Coachings. Die Bandbreite meiner Kundinnen und Kunden ist groß und das empfinde ich als absolute Bereicherung: Vorstandsvorsitzende sind ebenso darunter wie Postzusteller oder Personalleiterinnen; Fach- und Führungskräfte genau wie Privatleute.
Auf Menschen in Veränderung spezialisiert
Vor Coaching-Seminaren in Unternehmen werde ich immer wieder gefragt, auf was ich mich spezialisiert habe. Bei Beratern oder Rechtsanwälten ist es ja Usus, dass man ein oder mehrere Fachgebiete abdeckt. Meine Antwort sorgt hingegen im ersten Moment meist für etwas Verwunderung. Denn: Ich habe mich auf Menschen in Veränderung spezialisiert, und das trifft ja auf jeden irgendwann zu. Wer gut und sicher von A nach B kommen will, ist bei mir genau richtig.
Einige Gemeinsamkeiten haben meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann aber doch. Sie sind meist auf der Suche nach Soft Skills, weil sie diese in ihrem Studium nicht erlernt haben. Das ist beispielsweise häufig bei Ingenieuren und Geisteswissenschaftlern der Fall, die fachlich sehr kompetent sind, aber die zwischenmenschlichen Fähigkeiten oft noch erwerben müssen.
Meine Tätigkeit führt mich seit 30 Jahren in alle Welt. 1999 bot ich meine erste Coach-Ausbildung an, das war in Dänemark. USA, Lateinamerika, Mexiko, Indonesien, Japan, Ghana, Lettland oder Australien und andere Länder folgten: Es gibt keinen Kontinent, den ich noch nicht im Dienst meines Lebensjobs bereist habe. Der geografische Mittelpunkt aber ist seit jeher Deutschland. In Rottendorf bei Würzburg habe ich meine Büro- und Besprechungsräume. Als engagierter Christ bringe ich mich auch unmittelbar vor Ort als Coach in meiner Kirchengemeinde ein.
Pionierarbeit bei digitalem Coaching
Wenn man auf seinem Feld vorne sein möchte, muss man häufig Pionierarbeit leisten. Schon in den 1990er Jahren entwickelte ich gemeinsam mit Bob Logan eine Coaching-Wissensdatenbank auf MS-DOS-Basis, die später interaktiv wurde und online ging. Zunächst war das gesamte Know-how rund um Coaching-Methoden auf einer einzigen Diskette vereint. Als das Internet dann so richtig an Fahrt aufgenommen hat, haben wir dort eine weltweit zugängliche Datenbank aufgesetzt und Coaches und ihre Kunden mit einer Art Chatfunktion untereinander vernetzt. Damit waren wir unserer Zeit voraus, für ein erfolgreiches Geschäftsmodell in diesem Bereich aber zu früh dran. Was aber schon damals extrem hilfreich war: Das Angebot von Online-Coaching. Zunächst übers Telefon, später über Skype und Zoom. So häuften sich die Anfragen nach Coaching schnell und ebbten nicht ab. Und die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nochmal verdoppelt – wohl auch deshalb, weil ich schon viele Jahre Online-Erfahrung im Coaching hatte.
Mir war es immer wichtig, meine Kompetenzen von unabhängigen Instanzen beurteilen zu lassen. 2011 absolvierte ich deshalb die Zertifizierung des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen zum Senior Coach. Fünf Jahre später habe ich mich von der „European Association for Supervision and Coaching EASC“ zum Master Coach und wenig später als Ausbilder von Coaches zertifizieren lassen. Es folgten Auszeichnungen als Focus Top Coach (2016) und Xing Top Business Coach (2019). Seit 2020 bin ich zudem Exzellenzberater des Deutschen Mittelstands.
Rund 500 Coaching-Stunden im Jahr
In den vergangenen 30 Jahren haben deutlich über 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer meine Ausbildungen zum Coach (offen und inhouse) durchlaufen, rund 500 Coaching-Stunden führe ich jährlich einzeln, in kleineren oder größeren Gruppen durch – und damit so viele wie nur wenige hierzulande. In meinem Jubiläumsjahr blicke ich sehr gerne auf diese Zeit zurück. Die drei Jahrzehnte sind für mich aber auch Ansporn, nicht nachzulassen bei meiner Mission, Menschen wirklich voranzubringen, und vielen anderen beizubringen, wie sie selbst coachen können. Denn: Das Wort „Coach“ mag gerade mal fünf Buchstaben haben, bedeutet aber in seinem eigentlichen Sinne so viel mehr.