Der Begriff der Weisheit ist in der Vorstellung der meisten Menschen mit Lebenserfahrung, Alter und grauen Haaren verbunden. Schon die alten Griechen verstanden unter Weisheit ein umfassendes, ganzheitliches Wissen, das nicht jedem zugänglich ist, sondern besonderen Menschen – eben den Weisen – vorbehalten bleibt. Dummheit, Laster und Torheit werden oft als das Gegenteil davon angesehen.
Auch die Vorstellung einer herrscherlichen oder magischen Weisheit, die Könige oder Zauberer besitzen sollen, gab es schon immer. Ebenso wie die Idee der väterlichen Weisheit, bei der der Vater seinem Sohn praktischen Rat für unterschiedliche Lebenssituationen mitgibt.
Was aber, wenn Sie nun weder alter Grieche, Herrscher, Zauberer oder Vater sind?
Fast allen Weisheitskonzepten gemeinsam ist die Überzeugung von der Nützlichkeit der Weisheit für das praktische Leben. Der Weise verfügt über das Wissen, was für Menschen richtig ist, um sich klug zu entscheiden und ein gutes Leben zu führen.
Deshalb knüpft meine Definition von Weisheit an diesen Gedanken der Nützlichkeit an, bezieht sich aber nicht auf andere, sondern auf sich selbst:
Beim Erwerb von Lebensweisheit geht es um die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen und -belastungen umsichtig und klug zu bewältigen. Weisheit ist hier – übrigens in Übereinstimmung mit aktuellen psychologischen Definitionen – die Kenntnis und Anwendung der Fähigkeiten, die man braucht, um persönliche Lebenswidrigkeiten gut überwinden zu können.
Und diese Definition macht Weisheit nun für alle zugänglich. In anderen Kontexten findet man Weisheit auch weniger als die Fähigkeit, theoretische Fragen zu beantworten, sondern als die Fähigkeit, sich im Leben zurechtzufinden und mit Dingen und Menschen gut umzugehen. So ist Weisheit etwa der Sachverstand des Handwerkers oder Künstlers, die Umsicht einer Führungspersönlichkeit oder eines Richters oder einfach Lebensklugheit. Das bedeutet auch, dass man nicht ein bestimmtes Lebensalter erreichen muss, um weise sein zu können. Wie schon Ernest Hemingway feststellte: „Die Altersweisheit gibt es nicht. Wenn man altert, wird man nicht weise, sondern nur vorsichtig.“
Zum Weiterdenken:
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- Was charakterisiert für Sie Weisheit?
- Wie viel Weisheit steckt in Ihnen?
- Wo haben Sie diese Weisheit – vielleicht unbewusst – schon zielführend eingesetzt?
- Wie können Sie diese Weisheit in Zukunft besser als Ressource nutzen?
Zum Weiterlesen: Christoph Schalk: Weisheit entwickeln. Krisen meistern und belastbar werden