Fehler 5: Ergebnisziele statt Haltungsziele
Eine weitere, sehr verbreitete Art von Zielformulierungen bremst unsere Erfolgsaussichten bei Veränderungen aus: sogenannte Ergebnisziele. Ergebnisziele sind Ziele, die ein bestimmtes Ergebnis vorgeben: „Bis Ostern habe ich drei Kilo abgenommen.“ „In der nächsten Prüfung habe ich eine 1.“ „Dieses Jahr backe ich im Advent zehn Sorten Weihnachtsplätzchen.“
Solche Ziele sind auch bekannt als SMART-Ziele. SMART ist eine Abkürzung für fünf Kriterien: Sie sind spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Und das klingt doch eigentlich gut. Was soll daran nun falsch sein? Grundsätzlich nichts. Man muss nur wissen, dass solche SMART-Ziele im Allgemeinen überbewertet werden.
Diese Ziele wurden in 80er und 90er Jahren gut erforscht und formuliert von den zwei Organisationspsychologen Locke und Latham. Sie haben darüber geforscht, was gute Ziele ausmacht und sind eben auf die smarten Ziele gekommen. Es gibt bis heute in der Literatur über Ziele eigentlich kein Buch und keinen Artikel, in dem sich nicht die Beschreibung der SMART-Ziele findet.
Sie werden zwar hoch gehandelt, aber man übersieht in der Regel dabei, dass diese Art von Zielen nur unter bestimmten Bedingungen hilfreich ist, nämlich, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: Sie funktionieren bei einfach strukturierten Aufgaben, bei ergebnisbezogenen Sachthemen, wenn die Strategie klar ist, wenn ein hohes Commitment gegeben ist, alle daran Beteiligten hoch motiviert sind, und wenn keine Zielkonflikte vorhanden sind. Also nur in sehr wenigen Situationen.
Definitiv gelten sie nicht für komplexe Veränderungsszenarien, und schon gar nicht, wenn es möglicherweise Motivkonflikte gibt. Solche Veränderungssituationen sind selten einfach strukturiert, es gibt viele Wechselwirkungen. Es handelt sich schon gar nicht um ergebnisbezogene Sachthemen, schließlich sind Sie ein Mensch und keine Sache. Es geht schließlich um die Veränderung Ihres Lebens, Ihres Verhaltens, Ihrer Einstellungen. Und das ist sehr anspruchsvoll.
Dazu gibt es verschiedene Studien von den Erfindern der SMART-Ziele, die nur leider in der Regel vernachlässigt werden, weil so ein SMART-Ziel einfach griffig klingt.
Aber wenn Sie sich erfolgreich verändern wollen, vergessen Sie die SMART-Ziele besser.
Kleiner Check: Welche Art von Zielen setzen Sie? Sind darunter eventuell SMART-Ziele an der falschen Stelle?
Im nächsten Artikel lesen Sie: Lösungsimpuls 5: Haltungsziele (veröffentlicht ab 24.9.22)
Eine umfangreiche Anleitung zur gelingenden Selbst-Veränderung finden Sie in meinem neuen eBook „Ihr bester Coach sind Sie selbst“. 95 Seiten, auf denen Sie von mir durch die unterschiedlichsten Veränderungsthemen gelotst werden – damit Sie Ihre Ziele erreichen!
Übersicht über alle Artikel der Serie (die Artikel erscheinen ab dem 21. Mai 2022 sukzessive alle 2 Wochen, die Links sind erst nach dem Erscheinen aktiv):
– Die 10 häufigsten Fehler bei persönlicher Veränderung – und wie Sie sie vermeiden
– Fehler 1: Allein auf die Willenskraft vertrauen
– Lösungsimpuls 1: Gewohnheiten entwickeln
– Fehler 2: Zu viele Veränderungen auf einmal / Lösungsimpuls 2: Weniger ist mehr
– Fehler 3: Große Veränderungsschritte statt kleine
– Lösungsimpuls 3: Kleine Schritte (veröffentlicht ab 08.09.16)
– Fehler 4: Vermeidungsziele statt Annäherungsziele
– Lösungsimpuls 4: Annäherungsziele
– Fehler 5: Ergebnisziele statt Haltungsziele
– Lösungsimpuls 5: Haltungsziele
– Fehler 6: Innere Motivkonflikte werden nicht beachtet / Lösungsimpuls 6: Innere Konflikte auflösen
– Fehler 7: Ressourcen werden ignoriert
– Lösungsimpuls 7: Ressourcen nutzen
– Fehler 8: Selbst- und Fremdvorwürfe
– Lösungsimpuls 8: Selbstakzeptanzübung
– Fehler 9: Der eigene Stil wird nicht beachtet / Lösungsimpuls 9: Beachten Sie Ihren eigenen Stil
– Fehler 10: Kleine Fortschritte werden ignoriert
– Lösungsimpuls 10: Kleine Fortschritte würdigen