Gute Vorsätze: Handlungswirksame Zielsetzung (Teil 6 von 10)

Ein neues Kalenderjahr beginnt für die meisten von uns mit guten Vorsätzen, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich. Doch die Mehrzahl der Vorsätze hält nicht lange durch. Leider betrifft das auch Vorsätze, deren Umsetzung uns gut tun würde. Deshalb begleiten wir Sie und Ihren guten Vorsatz in diesem Jahr mit dieser Artikelreihe über einen längeren Zeitraum. Sie arbeiten ganz praktisch an und mit ihrem Vorsatz. So bleibt er präsent und die Umsetzung ist garantiert.

Handlungswirksame Vorsätze

Einen Vorsatz zu haben bedeutet, sich auf Veränderung einzulassen. Wer ein Ziel hat, will von A nach B. Mit Ihrem Mottoziel stellen Sie sicher, dass Sie Ihre ganze Kraft und Motivation auf die Erreichung Ihrer Absichten ausrichten. Das verhindert, dass Sie gleichzeitig Gaspedal und Bremse treten.

Mit Ihrem Mottoziel, an dem Sie in den letzten Wochen schon gearbeitet haben, gelingt es Ihnen, den Rubikon zu überschreiten und eine kraftvolle Entscheidung zu treffen. In den meisten Situationen und bei vielen Menschen reicht ein klar formuliertes Mottoziel, das tief aus ihrem Inneren kommt, schon aus. Sie setzen sich wie von selbst in Bewegung und erreichen, was sie sich vorgenommen haben, zum Beispiel, sich wirklich mehr zu bewegen.

Damit sichergestellt ist, dass Mottoziele tatsächlich handlungswirksam werden, müssen sie drei Kriterien erfüllen:

  1. Sie müssen als Annäherungsziel formuliert sein, also ausdrücken: Da will ich hin.
  2. Sie müssen sich ausschließlich im eigenen Einflussbereich befinden.
  3. Sie müssen eine deutlich spürbare, stark positive körperliche Reaktion auslösen – also ein gutes „Bauch-Gefühl“ im weitesten Sinne.

Das dritte Kriterium haben Sie bereits berücksichtigt, als Sie die Ideen Ihrer Ideengeber bewertet und gefiltert haben. Mit den beiden anderen Punkten beschäftigen wir uns jetzt. Anschließend geht es dann noch darum, das handlungswirksam formulierte Mottoziel mit Wenn-dann-Plänen zu ergänzen.

Prüfen Sie vor dem Weiterlesen noch einmal, ob Ihr aktueller Entwurf Ihres Mottoziels tatsächlich ein stark positives Körpersignal auslöst. Wenn nicht, bearbeiten Sie es nach, bevor Sie sich dem nächsten Kriterium zuwenden.

Annäherung statt Vermeidung

Ihr Mottoziel kann nur dann die volle Wirkung entfalten, wenn es als Annäherungsziel formuliert ist. Das bedeutet, dass es auf positive Weise ausdrückt, in welche Richtung Sie sich bewegen möchten. Ich hatte schon das Annäherungsziel einer Person genannt, die abnehmen will: „Ich verbrenne Fett.“

Eine weitere gute Variante könnte lauten: „Ich genieße mit leichtem Magen.“ Wenig hilfreich wäre hingegen ein so genanntes Vermeidungsziel: „Ich verzichte auf die Hälfte.“ Worte wie „verzichten“, „weniger“ oder auch das Wort „kein“ lösen eher negative Assoziationen aus.

Ein Annäherungsziel wäre auch: „Ich bin gelassen.“ Die Formulierung „Ich bin frei von Angst“ dagegen ist ein klassisches Vermeidungsziel – man will keine Angst – und somit nicht handlungswirksam. Der Grund dafür liegt in der Funktionsweise unseres Gehirns: Mottoziele sind mit starken Bildern und Emotionen verbunden, die im Limbischen System verarbeitet werden. Dort gilt nur die Bildersprache; Worte existieren nicht – und damit auch keine Verneinungen und Vermeidungen. Der Satzteil „frei von Angst“ löst deshalb in der Regel eine bildhafte Vorstellung von Angst aus.

Vorsicht: Es gibt auch Vermeidungsziele, die gut getarnt sind, zum Beispiel: „Ich gehe sorgenfrei meinen Weg.“ Das Gehirn erinnert sich hier möglicherweise an Sorgen. Besser ist deshalb: „Ich gehe meinen Weg mit innerer Ruhe und Stärke.“

Überarbeiten Sie den Entwurf Ihres Mottoziels nun so, dass er als Annäherungsziel formuliert ist. Achten Sie darauf, ob sich Verneinungen oder Vermeidungsabsichten versteckt haben.

Selbstbeeinflussbarkeit

Ein Mottoziel ist dann handlungswirksam, wenn Sie es vollständig alleine erreichen können. Das Ziel muss sich unter Ihrer Kontrolle und in Ihrem Einflussbereich befinden. Es darf nicht davon abhängig sein, dass sich die Situation oder eine andere Person (zuerst) ändert.

Der Grund dafür: Wenn Ihr Ziel nicht selbstbeeinflussbar ist, kann das zu einer lähmenden Ohnmacht führen. Ein Ziel, das Sie selbst beeinflussen und erreichen können, schützt Sie vor Überforderung und davor, dass Sie sich Misserfolge zuschreiben, obwohl Sie für das Nichterreichen des Ziels gar nicht verantwortlich sind.

Außerdem trägt es erwiesenermaßen zur psychischen Gesundheit bei, wenn man bei seinen Zielen und Handlungen eine gute Selbstwirksamkeit erlebt, also die gesteckten Ziele zu erreichen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten steht.

Wenn Sie sich also das Ziel setzen: „Wir wollen uns als ganze Familie mehr bewegen“, dann ist das definitiv nicht selbstbeeinflussbar. Zwar würde allen die Bewegung mit Sicherheit gut tun, zwingen können Sie dazu aber außer sich selbst keinen. Koppeln Sie also die Umsetzung Ihres Vorsatzes nicht an die Beteiligung anderer Personen. Besser wäre beispielsweise: „Ich tue mir etwas Gutes und mache jeden Tag nach der Arbeit einen kurzen Spaziergang.“ Vielleicht haben die anderen dann ja Lust, Sie zu begleiten.

Schauen Sie sich Ihr den Entwurf Ihres Mottoziels nun auch noch unter diesem Kriterium an. Befindet sich jeder Aspekt Ihres Mottoziels unter Ihrer Kontrolle?

Überarbeiten Sie Ihr Mottoziel so, dass es vollständig selbstbeeinflussbar ist.

Optimieren Sie Ihr Mottoziel

Es ist Arbeit, ein Mottoziel klar zu formulieren. Aber nur ein klares, positives Mottoziel entwickelt Kraft. Für die Stärke, die Sie daraus gewinnen werden, lohnt sich die Zeit, die Sie investieren.

Sie haben Ihr Mottoziel anhand der drei Kriterien überarbeitet: positives Körpersignal, Annäherungsziel und Selbstbeeinflussbarkeit. Nun ist nur noch ein wenig Feinschliff nötig, dann sind Sie fertig und können sich auf die Umsetzung vorbereiten.

Überlegen Sie sich:

  1. Auf welchen Bereich Ihres Lebens wollen Sie Ihr Mottoziel anwenden? Wann, wo, mit wem, wie oft wollen Sie Ihr Ziel erreichen? Im Privatleben? Im Beruf?
  2. Was gewinnen Sie, wenn Sie Ihren Vorsatz umsetzen? Wie genau wird sich das äußern? Was genau ist dann anders?
  3. Welche Konsequenzen wird die Erreichung Ihres Ziels für Sie und andere haben? Was passiert dann? Wie verändert sich Ihr Leben dadurch? Wie wird Ihr Umfeld reagieren? Wollen Sie das?
  4. Welche Dinge müssen Sie möglicherweise aufgeben oder loslassen, wenn Sie Ihren Vorsatz umsetzen? Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen, wenn Sie Ihr Ziel erreichen? Wollen Sie diesen Preis zahlen?
  5. Möchten Sie aufgrund Ihrer Überlegungen Ihr Mottoziel korrigieren, überarbeiten oder verbessern? Wenn ja, wie lautet es dann?

Konkret

  • Wie lautet Ihr Mottoziel?
  • Lassen Sie Ihr fertiges Mottoziel nun in Ruhe auf sich wirken. Ist es für Sie stimmig? Passt alles?
  • Wenn ja, drucken Sie sich Ihr Mottoziel – eventuell zusammen mit dem Bild – aus und hängen Sie es an einer Stelle auf, wo Sie es regelmäßig sehen.

Nun haben Sie sich vom Vorsatz zu einem konkret sichtbaren Ziel vorgearbeitet – aber das war noch immer nicht alles. Es gibt noch mehr, was Ihnen bei der Umsetzung helfen kann. Lesen Sie dazu im nächsten Artikel weiter.  (Tipp: Abonnieren Sie meinen Newsletter, um keinen Artikel zu verpassen.)

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CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

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