Krisen-Coaching: Die Kraft von Poesie, Musik und Spiritualität nutzen

Krisen erschüttern unser Weltbild und bringen uns an unsere Grenzen. Im Krisen-Coaching geht es darum, neue Perspektiven zu eröffnen und innere Ressourcen zu aktivieren. Oft schlummern diese Ressourcen in unserer Verbindung zu Kunst, Musik, Spiritualität und Geschichten. Der folgende Artikel zeigt praxisnah, wie Coaches diese Elemente behutsam einsetzen können, um Klienten in Krisenzeiten zu unterstützen.

1. Die Suche nach dem Anker: Hinweise des Klienten erkennen

Im Krisen-Coaching ist der Coach mehr Seismograph als Lotse. Er achtet sensibel auf die Signale des Klienten, die auf eine mögliche Resonanz mit ästhetischen oder spirituellen Elementen hindeuten. Diese Signale sind oft subtil und erfordern ein geschultes Ohr:

  • Sprachbilder und Metaphern: Verwendet der Klient bildhafte Sprache, die tieferliegende Themen oder Motive andeutet? Ein Klient, der von „dunklen Wolken“ oder einem „stürmischen Meer“ spricht, öffnet damit womöglich ein Fenster zu seinen inneren Ängsten und der Sehnsucht nach Ruhe und Klarheit.
  • Zitate, Lieder, Geschichten: Erwähnt der Klient beiläufig Musikstücke, literarische Werke, Filme oder spirituelle Weisheiten, die ihn bewegen? Ein bestimmtes Lied im Radio, ein Gedicht aus der Kindheit oder eine Bibelgeschichte können unerwartet starke Emotionen auslösen und auf Ressourcen hinweisen.
  • Rituale, Traditionen und Symbole: Gibt es im Leben des Klienten Rituale, Traditionen oder Symbole (religiös oder säkular), die ihm in anderen schwierigen Situationen Halt gegeben haben? Der Duft von Weihrauch, ein Spaziergang im Wald oder das Anzünden einer Kerze können Ankerpunkte sein, die mit positiven Emotionen und Erinnerungen verbunden sind.

2. Die Tür öffnen: Behutsame Exploration durch Fragen

Hat der Coach solche Hinweise erkannt, folgt die behutsame Exploration. Es geht darum, dem Klienten einen Raum zu öffnen, in dem er seine Verbindung zu den ästhetischen und spirituellen Elementen erkunden kann, ohne dabei gedrängt oder bewertet zu werden. Geeignete Fragen sind z.B.:

  • Sie haben von dunklen Wolken gesprochen. Welches Bild entsteht vor Ihrem inneren Auge, wenn Sie diese Worte sagen?
  • Dieses Lied, das Sie erwähnt haben, scheint Ihnen nahe zu gehen. Was macht dieses Lied für Sie so besonders? Welche Erinnerungen oder Gefühle werden dabei wach?
  • Gibt es in Ihrem Leben Rituale oder Traditionen, die Ihnen in schwierigen Zeiten Kraft geben?

Wichtig ist dabei die Offenheit des Coaches. Er sollte eigene Interpretationen oder Erwartungen zurückstellen und dem Klienten den Raum geben, seine eigenen Assoziationen zu entwickeln.

3. Die Brücke bauen: Die Verknüpfung mit der Krise

Zeigt der Klient eine Resonanz mit den angesprochenen Elementen, kann der Coach versuchen, gemeinsam mit dem Klienten, eine Brücke zur aktuellen Krise zu bauen. Dabei geht es nicht um eine oberflächliche Anwendung von „Tools“ oder eine schnelle Symptombekämpfung. Vielmehr steht die Sinnsuche im Vordergrund:

  • Welche Parallelen sehen Sie zwischen dem stürmischen Meer, das Sie beschrieben haben, und Ihrer jetzigen Situation? Wo fühlen Sie sich im Sturm? Wonach sehnen Sie sich?
  • Wenn dieses Lied Ihre Krise in Worte fassen könnte, welche Zeilen würden am besten passen? Welche Botschaft des Liedes spricht Sie besonders an?
  • Könnten diese Rituale oder Symbole Ihnen auch in dieser Krise Halt geben? Auf welche Weise?

Durch diese Fragen wird der Klient eingeladen, die ästhetischen/spirituellen Elemente als Spiegel seiner Krise zu betrachten und darin nach eigenen Antworten und Lösungen zu suchen.

4. Das Feuer entfachen: Ressourcen aktivieren

Im Kern des Krisen-Coachings steht die Ressourcenaktivierung.  Hierbei  können die ästhetischen/spirituellen Elemente als Katalysatoren wirken, die das innere Feuer der Resilienz neu entfachen:
  • Welche Kraft oder Hoffnung schenkt Ihnen die Botschaft dieses Liedes?
  • Wie könnte Ihnen dieses Gedicht helfen, neue Perspektiven auf Ihre Krise zu gewinnen?
  • Welche Ressourcen schlummern in Ihren Ritualen und Traditionen, die Sie jetzt aktivieren könnten?

Der Coach unterstützt den Klienten dabei, die positive Wirkung der Elemente bewusst wahrzunehmen und für sich nutzbar zu machen.

5. Den Weg gestalten: Konkrete Anwendungen entwickeln

Im letzten Schritt geht es um die konkrete Anwendung. Coach und Klient entwickeln gemeinsam Strategien, wie die Kraft der Poesie, Musik und Spiritualität im Alltag integriert werden kann. Mögliche Ansätze sind:

  • Meditation über ein Gedicht/Lied: Der Klient wählt einen Vers oder eine Textzeile, die ihn besonders berührt, und meditiert täglich darüber. Dabei kann er sich auf die Worte, die Bilder und die damit verbundenen Gefühle konzentrieren.
  • Erstellen eines persönlichen Rituals: Der Klient entwickelt ein eigenes Ritual, das ihm in der Krise Halt und Kraft gibt. Das kann z.B. das tägliche Anzünden einer Kerze, ein Spaziergang in der Natur oder das Hören eines bestimmten Musikstücks sein.
  • Kreatives Schreiben/Gestalten: Der Klient schreibt ein Gedicht, eine Geschichte oder einen Song, malt ein Bild oder gestaltet eine Collage zu dem Thema/Motiv, das ihn beschäftigt. Dadurch kann er seinen Emotionen Ausdruck verleihen und neue Perspektiven entwickeln.
  • Imaginative Reisen: Der Coach leitet den Klienten an, in seiner Vorstellungskraft zu dem Ort zu reisen, welcher durch z.B. Metaphern oder Geschichten des Klienten deutlich geworden ist (Meer, Wald, Gebirge etc.). Die imaginative Reise wird genutzt, um hinderliche Emotionen loszulassen oder neue Ressourcen zu entdecken.
  • Natur als Spiegel und Ressource: Der Coach nutzt die Natur als Coaching-Raum (z.B. Spaziergang im Park, Coaching am See, im Wald). Durch die Verknüpfung von Naturerfahrungen und Coaching-Prozess werden die Sinne des Klienten angeregt und neue neuronale Verknüpfungen geschaffen.
  • Körperarbeit: Der Coach bezieht Übungen aus der Körperarbeit mit ein, um Blockaden zu lösen.

6. Die Autonomie des Klienten respektieren

Über allen Schritten steht die Autonomie des Klienten. Der Coach bietet die ästhetischen/spirituellen Elemente als Möglichkeiten an, drängt sie aber nicht auf. Der Klient entscheidet selbst, ob und wie er damit arbeiten möchte. Der Coach begleitet und unterstützt ihn dabei, seinen eigenen Weg zu finden. Dabei ist es auch wichtig, die Grenzen des Coachings zu kennen und den Klienten bei Bedarf an einen Therapeuten oder Seelsorger zu verweisen.

Die Kraft der Poesie, Musik und Spiritualität kann im Krisen-Coaching eine wertvolle Unterstützung sein. Indem der Coach diese Elemente behutsam und respektvoll einbringt, ermöglicht er dem Klienten, tiefe Ressourcen zu aktivieren und neue Wege aus der Krise zu finden.

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CHRISTOPH SCHALK

MASTER COACH & PSYCHOLOGE

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